Einhand- und Einhundsegeln auf dem Stettiner Haff


Endlich mal wieder eine Woche Sommerurlaub. Das Wetter scheint zu passen. Ich schnappe mir Nacho, unseren dreibeinigen Hund, fahre zum Boot nach Mönkebude und lasse den Alltagsstress hinter mir.

Ich verbringe das Wochenende noch mit lieben Menschen in Mönke und verhole dann Sonntag Abend nach Ueckermünde. Meine Einhand- und Einhundtour mit dem neuen großen Boot beginnt. Ich habe ja im Winter den Motor komplett revidieren lassen und nun ist nach 25 Betriebsstunden die erste Durchsichtig mit Ölwechsel fällig. Wegen der Gewährleistungsansprüche lasse ich das wieder die Werft meines Vertrauens machen, die Baars Werft in Ueckermünde.

18.06.23 – Start um 16.30 Uhr in Mönkebude und Ankunft im Stadthafen Ueckermünde nach 11 Seemeilen unter Maschine um 18.10 Uhr. Erstes Einhandanlegemanöver klappt 1a. Ich nutze Fenderbrett und Mittelklampe sowie zwei dicke Kugelfender an Bug und Heck. Die Klappbrücke öffnet um 19.00 Uhr und so bin ich um 19.10 Uhr fest bei der Baars Werft. Ein guter Einstieg in das Einhandmanövertraining mit 11m Boot. Ist schon ne andere Nummer als mit der kleinen Optima 92. Abends dann noch ein Hundespaziergang am Deich entlang, Abendessen und dann müde ab in die Koje.

19.06.23 – Die Werft beginnt um 7.00 Uhr zu arbeiten, also früh raus aus er Koje um alles abzustimmen. Nach einem Maststellen bin ich dann an der Reihe. Ölwechsel wird erledigt, Sichtprüfung und Probelauf sind super. Kurz noch Einkauf mit Hunderunde verbinden und dann kann ich um 13.00 Uhr die Brückenöffnung nehmen und Ueckermünde hinter mir lassen. Nacho und ich Motoren wieder, mangels jeglichen Windes, in Richtung Polen. Das Regenradar zeigt von hinten aufkommenden Regen und so werfe ich vor Altwarp den Anker gegen 14.40 Uhr. Kurze Husche abwarten, kleinen Snack einnehmen und wieder Anker auf. Wollte ich erst nach Altwarp fahren, entscheide ich mich doch für unbekanntes Terrain und möchte nach Wapnica, ehemals Kalkofen auf der Insel Wolin. Wolin ist die polnische Seite von Usedom, getrennt durch die Swine. Immer präsent in polnischen Haffgewässern sind die Fischernetze. So ist neben dem Kartenplotter das Fernglas das wichtigste Navigationsmittel. Ich laufe Wapnica an und stelle fest, dass der Hafen eigentlich ein sehr schmaler Stichkanal ist, in dem ich meine 11m Dehler nicht wenden könnte. Vorsichtig Taste ich mich rein und mache sehr idyllisch an der Kaimauer fest. Das Manöver war wieder bilderbuchmäßig. Um 18.40 Uhr liege ich fest vertäut nach 21,5 Seemeilen. Nacho kann direkt neben dem Boot auf der Wiese chillen, sogar ohne Leine. Das Ganze kostet fur 11m Boot, Hund, Duschen und Strom 28 Euro. Nur Barzahlung, aber Euro nehmen Sie zum Kurs 1÷4. Damit kann ich leben. Abends noch ein schöner Spaziergang, lecker essen, Sonnenuntergang anschauen und ab in die Koje. Wetter war warm, sonnig und windstill. Wirklich bezaubernd hier in der hintersten Ecke vom Haff.

20.06.23 – Heute wird es sehr warm, daher früh raus aus den Federn und nach dem Duschen einen tollen Spaziergang mit Nacho zum Türkissee gemacht. Dies ist der alte Kalkabbau, der geflutet wurde und nun so schön schimmert. Leider kann ich nicht drun herun und auf den Sandberg klettern da es ein Naturschutzgebiet ist, in dem dreibeinige Monsterhunde verboten sind. Aber hin und zurück waren es auch fast 5km und Nacho herhalten ob der Hitze sowieso schon bedenklich.

Um 10.40 Uhr legten wir mit einem perfekten Ablegemanöver ab und fuhren rückwärts aus dem Hafenkanal raus. Draußen beschleunigte ich auf über 3 Knoten rückwärts, damit das Paddelrädchen der Logge wieder freikam. Dann ging es bei spiegelglatter See in Richtung Stepnica. Bei 30 Grad ohne Wind musste ich Nacho zwischendurch mit mehreren Eimern Wasser übergießen, damit er etwas gekühlt wurde. Das tat ihm sichtlich gut, aber schön fand er es nicht. Das wird keine Wasserratte mehr.

Der Autopilot fuhr die gesamte Strecke zuverlässig und ich hatte das Fernglas ständig an den Kontaktlinsen. Nach 18.2 Seemeilen legten wir um 14.30 Uhr an Stepnica an. Hier bin ich bisher immer nur vorbeigefahren oder habe in Trzebiez – Ziegenort gegenüber festgemacht. Manöver wieder 1a, keine halbe Stunde zu früh, denn dann kam der Wind. Gut abgepasst. Liegegeld inkl. Duschen und 1KW Strom 90 Zloty, 20 Euro. Hier auch nur Barzahlung, Euro möglich. Hier wurde sogar sehr fair umgerechnet.

Danach noch eine kurze Runde durch den Ort, damit Nacho sich die drei Beine vertreten kann. Keine dänische Idylle, aber ok hier. Danach kam dann der Regen, aber keine Abkühlung.

21.06.23 – Duschen sind gut in Stepnica, alles sehr modern. Wetter noch kurz gecheckt…heute wird warm, aber durchwachsen. Wieder kaum Wind aus West ist angesagt. Es bleibt wohl bei einer Motorbootrunde.

Nach einem gemütlichen Frühstück und einer Nachorunde, lege ich um 10.45 Uhr in Stepnica ab. Nach einer guten Stunde kommt der erste Regen. Es sind im er nur kurze, aber deftige Schauer angesagt. Kurz hinter hinter Ziegenort gehe ich neben das Fahrwasser und werfe meinen Heckanker bei 3m Wassertiefe. Alles reinräumen und ein Nickerchen später ist der Regen durch und ich gehe ankerauf um 13.30 Uhr, Kurs Neuwarp. Ich laufe unter Autopilot und sitze vorne an Deck mit der Fernbedienung in der Hand und steuere damit die Vitamin Sea- sehr komfortabel. Die polnische Seite des Stettiner Haffs ist noch schlimmer mit Fischernetzen besetzt, so dass ich mehrere Ausweichmanöver fahren muss. Zwischendurch Nieselregen es nochmal, aber nicht schlimm. Vor Altwarp liegen polnische und deutsche Netze wild durcheinander, direkt auf der Grenzen. Deutsche Netze haben wenigstens schlechte Fähnchen als Kennzeichnung, die polnischen nur Holzäste im Wasser.

Langsam laufe ich im schmalen und flachen Fahrwasser an Altwarp vorbei in den See. Kurz bin ich in Deutschland, dann direkt wieder in Polen. Auf der kurzen Passage nach Neuwarp bereite ich die Festmacher und Fender vor und fahre so sanft auf Grund, dass ich es nicht bemerkt habe. Als ich ins Cockpit zurückkommen läuft der Motor im Standgas vorwärts eingekuppelt, der Autopilot steuert brav aber wir bewegen uns keinen Zentimeter. Ich ziehe das Boot rückwärts wieder aus dem Schlick und mache um 15.45 Uhr in der Marina Nowewarpno fest. Das Boot steckt 20cm im Schlick und steht vorne und hinten in die Einfahrten hinüber. Zum Glück ist kaum Betrieb. 12 Euro inkl. Strom ist wirklich ein Schnäppchen fur diesen schönen Ort. Neuwarp ist modern und schön, es lohnt sich immer.

Nach einem ausgiebigen Spaziergang die komplette schöne Promenade entlang, rund um Neuwarp, liegen Nacho und ich zufrieden in der Sonne.

19 Seemeilen liegen heute im Kielwasser. 22.06.23 – Nach einem schönen sonnigen Morgen lasse ich den Tag ruhig angehen, schließlich habe ich es nicht mehr weit. MIttags werfe ich die Leinen los…und stecke fest. Ich liege außen an der Vereinsmauer und der Wind stand auflandig. Ich steckte schon beim Ankommen im Schlick, aber jetzt bewegt sich nichts mehr, der Kiel hat sich eingearbeitet. Ich versuche es mit eindampfen in die Vorspring, dann in die Achterspring, fendere das Boot gut ab und fahre mit voller Kraft in Richtung Steinmauer…gaaaaanz langsam fängt das Boot sich an zu bewegen und gräbt sich aus. Nach einigen Minuten kann ich das Boot überreden, sich vom Steg weg zu bewegen. Ich motore langsam über den See in Richtung Altwarp, mache das Boot segelklar. Heute soll endlich mal gesegelt werden. Die Sonmne scheint und es sind zwischen 1 und 2 Bft. zunehmend angesagt. Vor Altwarp setze ich die Segel und der Wind ist fast weg. Ich sitze es aus, habe es ja nicht eilig. Irgendwann kommt eine leichte Brise und ich lasse das Boot unter Autopilot laufen und mache in paar Fotos und Videos. Bei raumen Wind, der dann auf ca. 3 Bft. aufgebriest hat, laufe ich an Ueckermünde vorbei in Richtung Mönkebude. Ca. 2 SM vor dem Hafen sehe ich durch das Fernglas ein Segelboot in Seenot, der Mast ist gebrochen. Ich laufe direkt drauf zu und biete meine Hilfe an. Niemand ist verletzt und sie ziehen grad die letzten Wanten und Segel aus dem Wasser. Sie wollen nach Ueckermünde motoren und ich biete an, Geleitschutz zu bieten. Das wird dankend angenommen. So nehme ich meine Segel runter und wir motoren langsam in Richtung Ueckermünde. Da deren Motor gut läuft und keine weiteren Probleme auftauchen, ich auch nicht den Seenotkreuzer über Funk informieren soll, drehe ich dann vor der Einfahrt zu Ueckermünde wieder ab und fahre zurück nach Hause, nach Mönkebude. Ein schöner Segeltag rundete den Kurzurlaub ab. Heute habe ich ca. 19 Seemeilen im Kielwasser. Den Freitag, der erste verregnete Tag, nutze ich um die Kuchenbude mal wieder aufzubauen und im Boot einiges zu erledigen. So werden 12V Steckdosen gegen moderne USB Ladedosen getauscht etc.   Insgesamt knapp 90 Seemeilen abgerissen. Fazit: Boot klasse, eigentlich zu große, aber sehr komfortabel. Wir gewöhnen uns aneinander.

Ein paar Impressionen:

Ueckermünde Stadthafen

Ueckermünde – Baars Werft

Navigationshund

nasser Hund

musste dringend abgekühlt werden

Kalkofen – Wapnica

meist geduldiger Mitsegler

Stepnica

wunderschönes polnisches Haff

Käfi an Bord

 

Neuwarp

Altwarp

Neuwarp, Liegeplatz an der Hafenmole

Neuwarp – überall Blumen

Mittsommer in Neuwarp – längster Tag des Jahres

Mittsommer Mitternacht

Zum Schluss der Havarist

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