Motoraustausch – nun ist es soweit!


Lange bin ich mit dem Thema schwanger gegangen, eigentlich war schon beim Rückkauf 2020 irgendwie klar, dass der Motor keine lange Halbwertszeit mehr haben wird. Die Vorbesitzer haben unseren alten originalen einkreisgekühlten Volvo Penta MD11 vor ca. 15 Jahren gegen einen überholten zweikreisgekühlten Volvo Penta MD11c getauscht und diesem im Laufe der Jahre viel Wartung und Pflege angedeihen lassen. Trotzdem war nun der Saildriveinnenring völlig verrostet und die Manschette aus 2002 musste auch dringend gewechselt werden. Das Kostenangebot dafür lag bei ca. 2000 Euro, alleine der Ring ist unfassbar teuer. Für die Aktion muss der Motor abgebaut, angehoben und weggerückt werden. So reifte langsam der Entschluss, alles neu zu machen und ich sondierte im Winter diverse Angebote und sagte dann dem „Motorspezi“ aus Stralsund zu. Diverse nette Telefonate und umfangreiche Beratungen schufen Vertrauen und wir einigten uns auf einen Komplettpreis, der für beide Seiten fair erschien.

Das Paket bestand aus:

Volvo Penta D1-30, Saildrive 130S, Faltpropeller, Abgasanlage neu, Schaltung neu.

So ging es am 25.06.21 nach Mönkebude zum Boot. Kurzer Einkauf, einrichten und ab in die Koje. Morgen gehts früh los. Wir müssen die zwei Brücken im Peenestrom bekommen. Zecherin um 8.45 Uhr und dann um 12.45 Uhr Wolgast.

Um 7.30 Uhr am 26.06.21 werfen wir die Leinen los und motoren Richtung Zecherin. Beim Brückenfragment Karnin merken wir, dass es knapp werden könnte und lassen den alten Diesel Vollast laufen. Er muckt zum Glück nicht und auf den allerletzten Pfiff bekommen wir die schon geöffnete Brücke. Ich hätte gewettet, dass wir es nicht schaffen, hätten keine 2 Minuten später ankommen dürfen. Als letztes Boot schlüpfen wir noch durch. Wir motoren dann weiter durch das Achterwasser und kommen nach drei Stunden in Wolgast an. Wir legen an und schauen uns dort ein Oldtimertreffen am Kai an, da wir noch eine Stunde Zeit haben bis die Brücke öffnet. Um 12.45 Uhr passieren wir dann die Brücke und fahren an Kröslin und Peenemünde vorbei auf die Ostsee, den Greifswalder Bodden. Wir haben beschlossen einen Zwischenstopp auf Rügen einzulegen und legen dann um 16.30 Uhr in Seedorf an. Hat sich hier einiges verändert. Etwas Schickimicki, nichts mehr von der Ursprünglichkeit, die ich noch aus meiner Kindheit kenne. Trotzdem ist es schön hier. Wir machen einen Spaziergang durch die Natur und entscheiden, nochmal raus zu fahren, ankern und baden zu gehen. Wir ankern vor Seedorf, baden und grillen. So herrlich!!! In der Dämmerung fahren wir zurück in den bereits bezahlten Liegeplatz. Etwa 40 Seemeilen liegen heute im Kielwasser.

Am 27.06.21 legen wir um 10.00 Uhr in Seedorf ab, queren den Greifswalder Bodden und fahren durch den Strelasund zur Marina Neuhof. Hier wird der Umbau stattfinden. Gegen 13.30 Uhr legen wir dort an und haben weitere 19 Seemeilen im Kielwasser. Karin und Wolfgang steigen hier aus und fahren nach Berlin zurück. Ich bestelle ein Taxi, welches Sie nach Stralsund bringt und knapp 3 Stunden später sind sie wieder in Berlin. Ich räume das Boot auf, räume Motorraum und Hundekoje aus, damit Baufreiheit besteht.

28.06.21 – Um 8.00 Uhr bin ich beim Hafenmeister, bespreche das vorher gebuchte Kranen und verlege das Boot zum Kran. Dort angekommen stehen schon Mitarbeiter des Motorspezis am Kai und nehmen meine Leinen an. Zack, schon ist das Boot draussen auf dem Bock und es wird nach einer kurzen Besprechung angefangen, alles auszubauen. Der alte MD11c wehrt sich mit einer Motorfußschraube, ansonsten geht das alles gut. Motor raus, danach der Saildrive. Abends ist der Motorraum leer und ich sitze hoch an Land auf dem Boot und starre durch das Saildriveloch auf den Boden.

Der Motor war tatsächlich noch völlig ok, der Saildrive ebenfalls. Erstaunlich, nach 41 Jahren. Es gibt halt kaum noch Ersatzteile. Abends bekomme ich dann noch einen Anruf und jemand möchte meinen alten Motor kaufen. Er hat seinen MD11 am Wochenende grad gekillt und sucht einen Tauschmotor. Wir verabreden uns für den nächsten Tag.

29.06.21- um 8.00 Uhr wird zunächste der Saildrivesockel mit Gelcoat neu lackiert um dort keine Haarrisse zu haben, die dann Wasser ziehen könnten. Dann kommen die zeitaufwändigen Arbeiten wie Schaltung aus- und neue einbauen, Motorpaneel aus- und neues einbauen und vor allem den Rücklauf in den Tank zu bauen. Der alte Motor hatte keinen Rücklauf in den Tank, der neue Motor braucht das zwingend. Es wird viel mehr Sprit durch die Pumpe gefördert, als durch die Einspritzdüsen verbraucht wird, daher muss der Rest in den Tank zurück. Hier wird am Steigrohr eine Lösung angelötet. Abends kommt dann noch der neue Saildriveantrieb 130 S rein und die Motoradapterschienen für das alte Fundament werden angepasst. Abends gibts dann noch ein heftiges Gewitter mit Starkregen, hoch auf dem Bock an Land. Etwas gruselig. Ach ja, der Motorinteressent kam mit Anhänger vorbei und hat mir direkt meinen alten Motor abgekauft. Er passt 1zu1 in sein Boot und lässt das in Ueckermünde umbauen. Ich habe für das Gesamtpaket noch gute 1500 Euro bekommen, ich glaube, das kann ich hier erwähnen. Alle Seiten sind glücklich. Ich habe ihn los, der Motor muss nicht beim Motorspezi eingelagert werden und er hat einen Ersatzmotor in kürzester Zeit gefunden.

30.06.21 – Morgens kommt dann mit dem Kran der nagelneue Motor ins Boot und wird ans Getriebe angeflanscht, nachdem die Adapterschienen eingebaut wurden. Dann wird den Rest des Tages die Elektrik angeschlossen, die Spritzufuhr konnektiert, die Schaltzüge verlegt und angeschlossen, der neue Faltpropeller wird montiert. etc. etc. Dann wird das Boot ins Wasser gekrant. Wir verholen es an einen Steg und die letzten Restarbeiten werden ausgeführt. Wieder schiebt der Monteur Karl Überstunden…es werden Kühlflüssigkeit, Motoröl und Getriebeöl eingefüllt…und abends dann…der Motor startet! Er läuft sofort rund. Was für ein Gefühl. Kein Traktorgeratter mehr, an das ich mich so sehr gewöhnt hatte. Nun macht es bawusch, bawusch. Ein röcheln, das Wasser fliegt hinten aus dem Auspuff, Wahnsinn, was für ein Unterschied. Morgen früh dann Probefahrt und Abnahme.

01.07.21 – Der Tag ist gekommen. Die Motorspezis kommen an Bord, der Motor läuft. Es weht ein kräftiger 6er Wind und wir verlassen die Marina Neuhof. Bisschen Strelasund in Richtung Stralsund, dann wieder in Richtung Stahlbrode, das Protokoll wird abgehakt. Durch den neuen Propeller hat das Boot eine ganz andere Charakteristik unter Motor. Check – Abnahme erfolgreich. Alles zur vollsten Zufriedenheit gelaufen. Da zuviel Wind für eine Einhandüberführung weht, bleibe ich noch einen Tag in Neuhof, morgen sind die Wetterverhältnisse besser. Abends kommt ein Segelfreund aus Stralsund zu Besuch an Bord und wir schnacken ne Runde. Hab mich sehr gefreut!

02.07.21 – um die Brücken passend zu bekommen, muss ich um 5.30 Uhr ablegen. In der aufgehenden Sonne verlasse ich Neuhof und richte mich auf eine lange Motorprobefahrt ein. Gleich richtig testen, ob alles funktioniert. Geruhsam einfahren bei unterschiedlichen Drehzahlen, nur keine Vollast über längere Zeit.

Grobe Planung:

Neuhof – Stahlbrode – 6 SM

Stahlbrode – Peenemünde 19 SM

Peenemünde – Wolgast 6 SM

Wolgast – Zecherin 16 SM

Zecherin – Mönkebude 9 SM

Es läuft super, der Motor schnurrt, der Greifswalder Bodden ist etwas schaukelig, aber alles ok. Gegen 10.45 Uhr fällt der Anker vor Wolgast, ich war zu fix. Also Frühstückspause und Augen zu in der warmen Sonne. 12.45 Uhr Passage der Klappbrücke und weiter durch das Achterwasser. Hier bin ich auch zu früh, aber der Wind weht frischt und drei Ankermanöver scheitern auf dem Boden mit Seegras. Also motore ich 45 Minuten und spiele mit dem Boot. Standgas vorwärts gegen den Wind, Standgas rückwärts gegen den Wind etc. Um 16.45 geht die Brücke auf und ich mache um 18. 30 Uhr nach 58 Seemeilen müde in Mönkebude fest. FAZIT: Alles perfekt!

Der Motorspezi ist eine große Empfehlung. Preislich war das Angebot absolut fair, der Service war 1a. Die Rechung wurde um einen Cent unterboten und auch der Kontakt im Nachhinein ist sehr sympatisch. Wer sich jetzt fragt, was das komplett gekostet hat: 13.999,99 Euro sind über den Tisch gegangen. Dafür hat die Jamboree für den Rest meines Lebens hoffentlich keine gröberen Motorprobleme mehr. Wir werden sehen. Die Kosten in der Marina Neuhof beliefen sich auf ca, 570 Euro (2x Kranen mit stehendem Mast, Lagerbockmiete, 2 x Kranen extra für Motor rein und raus, Liegegebühren etc. etc.

Milchmädchenrechnung:

14000 Euro Motor all inkl.

– 2000 Euro für sonst notwendigen Wechsel der Saildrivemanschette und des Rings

– 1500 Euro für den alten Motor durch Verkauf

+570 Euro Marina Neuhof

Hat mich der neue Motor 11070 Euro gekostet. Dafür ist ALLES neu.

8 Antworten auf „Motoraustausch – nun ist es soweit!“

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