philosophische Fragestellung – was, warum, wieso und überhaupt…

Was bewegt mich dazu eine Dehler 36cws zu kaufen, obwohl ich mit der Optima 92 unser Familienboot besitze und nun damit zwei ähnliche Boote besitze?


Fakten:

  • beide sind hochseetauglich
  • beide haben genügend Schlafplätze, können als Ferienwohnung dienen
  • beide sind wunderschöne Boote
  • beide haben eine gute Qualität
  • beide haben mindestens gute Segeleigenschaften
  • beide dienen genau dem Zweck, den ich verfolge, nämlich Fahrtensegeln

Tja, so genau kann ich diese Frage nicht einmal mir selbst beantworten. Vielleicht ist das auch eine Krankheit, eine Sucht, eine Störung? Man weiß es nicht. Dafür gibt es keine genaue Diagnose.

In meiner zarten Brust schlagen zwei Herzen.

  • zum einen wollte ich als Kind schon unbedingt die Dehler 36cws haben. Mit ca. 15 Jahren bestellte ich mir das VHS Werbevideo der Dehler Weft von meinem Taschengeld. Das Boot faszinierte mich schon immer. Willi Dehler war für mich der Revolutionär des Segelsports. Er hatte Lösungen für Dinge, über die sich andere gar keine Gedanken machten. Diese Linien, klassisch und sportlich zugleich, kein „aufgeblasener“ Wohncontainer, sondern sehr gut segelnd (Yardstick 96 war damals unfassbar schnell und ist es auch heute noch). Die helle Anmutung im Innenraum durch viele Fenster und Luken, der freundliche helle Innenausbau, die vielen kleinen Gimmicks (wie z.B. Luke für Mülleimer in der Wand), die unfassbar große Küchenfläche, die große Sitzecke und natürlich die geniale Lösung der Zentralwinsch (CWS), besonders für kleine Crews und Einhandsegler wie mich perfekt. Dazu das Gefühl, wenn das Boot schon bei Windstärke 2 allen anderen davon fährt, das ist unbeschreiblich. Somit habe ich, trotz diverser Probleme nach dem Kauf, diesen nicht bereut und freue mich auf die nächste Saison.
  • zum anderen habe ich ja mit der Dehler Optima 92 unser Familienboot zurückkaufen können, auf dem ich große Teile meiner Jugend verbracht habe, das Boot, für das mein Vater sich unheimlich strecken musste, um uns das zu ermöglichen. Dieses Boot habe ich mit einem nagelneuen Motor samt Saildrive ausgerüstet und wird einem ständigen Refit bzw. Verbesserungen unterzogen. In diesem Boot stecken neben meiner Leidenschaft über 40000 Euro, die natürlich nie wieder darstellbar sind. Es geht bei der Optima auch nicht ums Geld, sondern um Emotionen und Erinnerungen. Dieses Boot ist quasi unersetzlich und ich habe den ersten Verkauf (war es 2005?) sehr bereut. Damals wollte meine heutige Exfrau unbedingt ein Haus kaufen und so mussten wir Geld für Eigenkapital generieren. Niemand braucht ein Haus, man braucht ein Boot! Diese Erkenntnis kam leider zu spät und so blieb ich all die Jahre mit den neuen Eignern in Kontakt, bis ich das Boot dann nach langer Zeit doch zurückkaufen konnte. Ich „brauchte“ das Boot damals auch nicht, hatte grad meine X-Yacht mit neuem Rigg ausgestattet und hatte eigentlich andere Pläne. Aber ich konnte nicht anders und musste das Boot endlich zurück kaufen. Es geht eben nicht immer ums Geld oder Sinn und/oder Unsinn.

Tja, nun steh ich da, ich armer Tropf, habe zum einen das ehemalige Flaggschiff der Dehler Flotte dieser Zeit aus 1980 an der einen Hand und zum anderen das spätere Flaggschiff seiner Zeit die Dehler 36cws aus 1989 an der anderen Hand.

Beide Boote kann ich nicht gleichzeitig nutzen, die Optima 92 steht nun an Land in Berlin und wartet auf weitere Entscheidungen. Die Dehler 36cws hat diverse Mängel, die erst nach dem Kauf ersichtlich wurden und die ich nun nach und nach abarbeite und steht am Meer.

Luxusprobleme? Nein, Herzprobleme! Ich brauche sie irgendwie beide.

Der Ansatz war, dass ich die Optima 92 und die Dehler 36cws mindestens in der Saison 2023 gemeinsam habe und mir Zeit lasse um für mich zu eruieren, ob die Dehler 36cws wirklich den erheblichen Mehrwert hat.

  • sie segelt viel viel viel schneller als die Optima
  • sie hat eine Kajüte mehr zu bieten, für lange Seetörns unschätzbar
  • sie ist mit der CWS gut mit kleiner Crew zu händeln
  • sie ist sportlicher und moderner
  • der WC Raum ist deutlich größer und sie hat ein 2. WC (was eventuell abr noch demoniert wird)
    • sie hat 50cm mehr Tiefgang
    • sie ist alleine mit 11m Länge diffizil zu händeln
    • die Segel sind alleine schwer händelbar, trotz Selbstwendefock, aber sehr großes Steuerrad – bei der Optima ist alles einhand gut erreichbar
    • Segelsatz kostet deutlich mehr (fast das Doppelte)
    • Motor ist nicht neu wie auf der Optima und leider grad ausgebaut
    • Liegeplätze sind deutlich teurer aufgrund der Bootsgröße
    • Sommerliegeplatz an der Ostsee – Kiel steckt im Schlick

Fazit:

Ich brauche die Dehler 36cws nicht. Ich will sie einfach nur haben. 🙂 Ich hab die größte, den längsten Mast, kaufe sie für meine Kumpels, damit die bequemer mit mir segeln können.

Was für ein schönes Hobby. Gesicherte Armut auf höchstem Niveau. Ständig Ärger, ständig was kaputt, ständig hohe Kosten, niemals Langeweile, aber ein gutes Gefühl dabei.

Jetzt brauche ich noch einen neuen Namen für das Geldgrab:

Vorschläge erbeten.

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